Alte Schule Selfkant-Höngen: Kultur und Tradition trifft Jugend

 

Jugendzentrum und Kulturverein „leben“ unter einem Dach

 

Es hört sich nach einem Widerspruch an, aber es funktioniert wirklich: Im Gebäude der alten Volksschule in Selfkant-Höngen verbringen verschiedene Generationen einvernehmlich ihre Freizeit unter einem Dach, treffen Kultur und Tradition auf die Jugend.

 

Dort teilen sich der Kulturverein Selfkant e.V. und das Jugendzentrum „Alte Schule“ ebendieses historische und unter Denkmalschutz stehende Gebäude in der Kirchstraße 13.

 

Das alte Gebäude im typischen Farbmix der rotbraunen Ziegel mit weißen Fassaden hat seit seiner Erbauung im Jahr 1911 so einiges erlebt und stand zwischendurch sogar vor dem Abriss.

 

Ganz zu Beginn bis in die 70er Jahre, als die neue Hauptschule in Höngen ihren Betrieb aufnahm, wurde hier in zwei und später in vier Klassen unterrichtet. Der Schultrakt wurde von Jugendlichen in Selbstverwaltung bis 2004 genutzt und es wurde wenig bis gar keine Energie in den Erhalt des Gebäudes investiert. Die Lehrerwohnungen dienten der Gemeindeverwaltung als Sozialwohnungen. Nur das Allernötigste wurde in das alte Gemäuer investiert. Ein massiver Wasserschaden führte dann fast zum endgültigen Aus.

 

Auf Initiative von Gottfried Engendahl und weiteren Höngenern gründete sich 2005 der Kulturverein Selfkant e.V., der sich u. a. das Ziel gesetzt hat, das Haus zu erhalten, wieder in seinen ursprünglichen Zustand herzurichten und zu einem Treffpunkt für Kunst, Kultur und Jugend zu machen.

 

Heute finden dort das ganze Jahr über Veranstaltungen vom Kulturverein Selfkant wie Lesungen, Konzerte und Vorträge statt. Das Gebäude selbst wurde komplett energetisch saniert und außen wie innen liebevoll wieder in seinen früheren Zustand hergerichtet. Die Innengestaltung des Treppenhauses und der Lehrerwohnungen wurden anhand von Bildmaterial oder noch zu erkennenden alten Farbschichten restauriert.

 

Doch neben Tradition und Kultur haben hier auch die Kinder und Jugendlichen des Selfkants ein Zuhause gefunden. Bereits seit Betreiben des damaligen, noch jungen Pfarrers Klaus Buyel wurde im früheren Schultrakt mit Unterstützung des Kreisjugendamtes ein selbstverwaltetes Jugendzentrum eingerichtet. 2008 übernahm dann die katholische Kirche als Träger das Jugendzentrum „Alte Schule“ und macht daraus einen beliebten Treffpunkt für Kinder und Jugendliche.

 

„Drei der vier früheren Klassenzimmer stehen dem Jugendzentrum zur Verfügung. Daraus sind ein Tanzraum mit riesengroßem Spiegel, ein Disco- und Freizeitraum mit Billardtisch, Musikanlage, Playstation und Leinwand sowie Büro- und Abstellräume entstanden“, erzählt Sozialarbeiter Franz-Josef Stoffels. Er leitet das Jugendzentrum und sorgt auch dafür, dass sich die Jugendlichen in dem Baudenkmal wohlfühlen „Der vierte Raum ist zur gemeinsamen Nutzung von Jugend und Kulturverein gedacht. Hier finden meistens die Veranstaltungen des Kulturvereins statt“.

 

Im Jugendtreff „Alte Schule“ sind an vier festen Nachmittagen, mittwochs, donnerstags und freitags sowie am ersten Samstag im Monat die Türen auf für alle Kinder und Jugendlichen, auch über Pfarrgrenzen hinweg, egal welcher sozialen Herkunft, Nationalität, Religionszugehörigkeit und Geschlechts. Neben einem festen Angebot z.B. im Bereich Tanzen und Basteln finden die jungen Menschen Raum für Begegnungen, Geselligkeit und Freizeitgestaltung.

 

„In der Regel wollen die zwischen 12 und 19 Jahre alten Kids und Teenager nur mit Freunden abhängen, die Seele baumeln lassen, sich vom Stress der Schule erholen und was zusammen machen. Wir bieten aber regelmäßig Workshops und geplante Aktivitäten/Projekte an“.

 

Im Sommer findet das allermeiste draußen auf dem großen Schulhof und der angrenzenden großen Wiese statt. Bei schlechtem Wetter werden die beiden Räume und der Flur mit der alten Schultreppe vereinnahmt. Durch das weitläufige Grundstück und das große Schulgebäude kommen sich die verschiedenen Gruppen auch nichts ins Gehege, das ist ein Vorteil.

 

2018 konnten die Bewohner der „Alten Schule“ beispielsweise in einem Graffiti Workshop mit Profis das Sprayen erlernen, natürlich nur auf erlaubten Flächen.

 

„Jedes Jahr wiederkehrend basteln die Kinder und Jugendlichen an den Karnevalswagen für die kommenden Umzüge. Das ist schon Tradition. Und auch die Ferienspiele zum Beispiel zum Thema Zirkus haben schon eine Tradition“, erzählt Stoffels weiter.

 

Natürlich, so betont der Diplom Sozialpädagoge Stoffels, gelten im Jugendzentrum feste Regeln sowie die gesetzlichen Bestimmungen zu Konsum von Drogen. Starke Alkoholische Getränke sind zum Beispiel tabu. Viele der Kinder und Jugendlichen kommen seit vielen Jahren ins Jugendzentrum. „Die Kids und Teenager kennen mich und ich kenne sie alle. Wir wissen alle, was geht und was nicht. Das macht das Zusammenleben einfacher – auch mit dem Kulturverein im gleichen Haus“, so Stoffels.

 

Dass die Kinder und Jugendlichen auch ein gewisses soziales und ehrenamtliches Engagement zeigen, ist Ehrensache. Jedes Jahr nimmt man an den Altkleidersammlungen, Müllsammlungen teil und sammelt im Gemeindegebiet die Weihnachtsbäume ein.